Katrin Oeding hat keine Ideen, sie macht welche. „Viele Kreative sagen, es müsse auch mal einen Tag geben, an dem man keine gute Idee hat. Aber ich bin mittlerweile so gut im Training, wie ein Sportler, dass ich immer Ideen machen kann.“ Sie gibt Unternehmen ein neues Aussehen, erfindet Marken und Produkte, traut sich in jede Branche, von der Kosmetik übers Essen bis zur Mode. Den neuen Duft von Nivea hat sie in einen reinen weißen Flacon gefüllt, den Biodünger von Blume 2000 dagegen in ein natürlich anmutendes Packpapier gewickelt.
Sabine Stamer trifft...


Auf dem Couchtisch in ihrem Büro liegt eine Erstausgabe von „Pippi Langstrumpf“, erschienen 1949 im dritten Jahr des Oetinger Verlages. Damals war Silke Weitendorf acht Jahre alt und die erste junge Leserin der deutschen Ausgabe. „Sehen Sie,“ sagt sie, „mit gelbem Farbschnitt oben, das macht man heute auch wieder.“ Andere deutsche Verlage zeigten sich an der frechen Pippi nicht interessiert, aber Silke Weitendorfs Stiefvater, Verleger Friedrich Oetinger, verliebte sich sofort in die unkonventionelle Kinderbuchfigur.

Sie kennt das selbst: Ungewöhnlich sein, eine Sonderstellung einnehmen. So wie ihre Patienten, die sich nicht einordnen können in den normalen gesellschaftlichen Alltag. „Als halbindisches Kind mit bayerischem Dirndl in einem niedersächsischen Dorf... Ich habe so viele Außenseiterrollen in mir vereint, da lag die Wahl der Psychiatrie nahe“, konstatiert Manoshi Pakrasi lachend, und natürlich möchte ich unbedingt wissen, wie denn ein halbindisches Kind in ein bayerisches Dirndl und damit in ein niedersächsischen Dorf kommt.

Wie der Blitz rennt ein kleiner sportlicher Mann an mir vorbei, als ich morgens um zehn Uhr das Kampnagelgelände erreiche. Amelie Deuflhard steht vor dem wenig charmanten Verwaltungsgebäude und schaut mich so ernst und unbeteiligt an, dass ich befürchte, sie könnte unsere Verabredung vergessen haben. Aber nein, keineswegs, das sind nur die Nachwirkungen eines frühen Zahnarzttermins, der in den ersten Tagen des Sommerfestivals ganz und gar ungelegen kam.

An diesem Vormittag ist eine ganze Menge los auf der Davidwache am Spielbudenplatz. Hinter dem Massivholzportal hat sich auf dem Absatz der grauen Steintreppe des denkmalgeschützten Gebäudes eine kleine Warteschlange von Besuchern gebildet. Am Empfang ein niedergeschlagener Taxifahrer, dem die Börse mit 850 Euro Einnahmen aus dem Auto geklaut wurde. Hinter dem 1,25 Meter hohen Tresen ist die junge Beamtin, die die Anzeige aufnimmt, kaum zu sehen. Lebhafter Betrieb hinter einer Glaswand, rund ein Dutzend Polizisten und Polizistinnen in Bewegung.

Drei gewaltig hoch gewachsene Kiefern stehen vor dem weiß verputzten Einfamilienhaus in Nienstedten. Denkmäler einer 150 Jahre alten Baumschule. Friederike von Ehren führt mich durch ihr Büro und die Wohnküche geradewegs hinaus in den eigenen Garten, der schon auf den ersten Blick ihre Handschrift zeigt.

Der spitz zulaufende Konferenzraum am Sandtorkai bietet einen sagenhaften Panoramablick von der Elbphilharmonie bis zu den Landungsbrücken. Sunniva Engelbrecht sitzt mit dem gemeinnützigen Verein startsocial in der Hafencity, beherbergt von der Unternehmensberatung McKinsey. Sie fährt die Jalousien hoch, damit wir den Blick auf Stadt und Wasser genießen können, und gießt Kaffee ein. Ein Sozialprojekt in Luxuslage, ist das kein Widerspruch?

„Wir machen einen Fehler“, stellt Dagmar Sikorski fest. Und mit wir meint sie in diesem Fall alle, die mit klassischer Musik handeln. „Wir zwingen die Leute, still zu sitzen, nicht miteinander zu reden, auch nicht, wenn sie etwas nicht verstehen. Dann drehen wir noch das Licht aus und geben ihnen nichts zu essen.“ Darstellende Kunst habe es viel leichter als die Musik. Auf einer Vernissage könne man sich unterhalten, bekomme etwas zu trinken und die Bilder brauche man eigentlich gar nicht anzuschauen.

Bevor sie an Bord eines Schiffes geht, packt Maike Puchert ihre Umhängetasche: Ladegeräte, Internet- und Telefonkarten, Zeitungen in verschiedenen Sprachen, Stadtpläne, Flyer und Sticker der Seemannsmission und Bonbontüten eines Sponsors. Obwohl es heute warm ist, trägt sie Sicherheitsschuhe und eine neongelbe wetterfeste Jacke. Ihr Ankerplatz, sprich: ihr Büro, befindet sich in Waltershof im Duckdalben, dem Clubhaus der Seemannsmission.

Als Anwältin für Presse- und Medienrecht versucht Patricia Cronemeyer zwei Grundrechte, die auch im Fall Böhmermann gegeneinander stehen, zum Ausgleich zu bringen. Sie vertritt Prominente und unbekannte Bürger, die sich durch Medien bloßgestellt fühlen.